indische Zeiten
keine Angst, nicht schon wieder ein Unfall - auch wenn es einige Male knapp war, ganz ohne meine Schuld, aber es ist wohl indische Normalität, dass man in der Kurve überholt, wild lichthupt und hofft, dass es keinen Gegenverkehr gibt - diesmal musste ich innerhalb von drei Tagen zwei Vollbremsungen für solche Deppen hinlegen. Nein, diesmal gab es einfach nur einen Platten.
Und so stand ich da, mit einem vollgepackten Motorrad für einen Dreitagestrip hatte gerade Chennai verlassen und war fast schon auf dem Land, drei Häuser nur zu sehen und direkt neben mir ein Minitempel, aus dem es ätzend laut dröhnte mit irgendeiner tödlchen lauten, vielleicht aber grundsätzlich beschaulich gemeinten Musik.
Kaum fing ich an zu überlegen, wie ich es anstellen sollte, dass der Reifen repariert würde, hielt ein Moped neben mir, ein Mann sagte, ich solle mir keine Sorgen machen, der Reifenmann wohne ein paar Meter weiter, er hole ihn flugs und sei in fünf Minuten wieder da.
Also wartete ich fünf Minuten und da kam er auch scon wieder angefahren mit dem Mechaniker auf dem Rücksitz.
Der baute das Rad aus, und fuhr nach weiteren fünf Minuten damit von dannen.
Eine halbe Stunde später (der hilfsbereite Mann, der inzwischen ach gegangen war, nachdem er sich versichert hatte, dass ich auch brav im Schatten saß, hatte zehn Minuten gesagt), vielleicht auch 45 Minuten später, kam der gute Mechaniker wieder angefahren, diesmal mit Rad und Helfer.

Innerhalb von fünf bis zehn Minuten war alles wieder zusammengebaut, ich wollte zahlen, aber auch das übernahm der hilfsbereite Mann und ließ mir einfach keine Chance. So hatte ich zwar ungefähr eine Stunde verloren (es wurde dann leider etwas knapp am Ziel, wo ich dann wirklich erst knapp vor der Dunkelheit ankam), aber einen funkelnagelneu geflickten Hinterreifen und gute Laune für die nächsten 250 Kilometer.
Gestern war ich bei einem Ausflug, den die hiesige Couchsurfing-Gruppe veranstaltet, dabei.
Insgesamt war es ganz lustig, wenn so Gruppen aber auch immer den Nachteil haben, dass man immer wieder viel Zeit mit Warten verbringt.
Ich habe mir einen kleinen Sonnenbrand geholt. Meine Arme sind eher tief gerbäunt als verbrannt, aber am Daumen, wo ich normalerweise einen Ring trage, den ich ausnahmsweise nicht an hotte, habe ich mir einen kleinen Streifen Haut dann doch richtig verbrannt, einen Sonnenbrand habe ich mir geholt ;-)
Und für's Gucken: Gruppenbild mit holländischem Friedhof im Hintergrund, die haben sich ein paar fette Friedhöfe in Indien bauen lassen, schon erstaunlich ...

eigentlich regnet es um diese Jahreszeit in Chennai nicht sonderlich viel -
aber von Sonntag bis Mittwoch hat es jeden Morgen geregnet, war es durchgehend trüb, drohte immer der nächste Wolkenbruch, so dass ich jeweils morgens entschied, nun doch nicht mit dem Motorrad auf Tour zu gehen, denn auf dem Motorrad sind die hier stattfindenden Platzregen (20 Liter in fünf Minuten oder ähnlich) nicht wirklich spaßig - beim letzten mal konnte ich die Schuhe, als ich nach nur zwei Kilometern zu Hause ankam, auskippen und Pfützen veranstalten ...
die vier freien Tage sind seit Donnerstag vorbei - und seit Donnerstag hat es auch kein einziges Mal mehr geregnet, seit Donnerstag sieht es wieder richtig schön sonnig aus, draußen, tolles Wetter, man könnte wunderbar durch die Welt fahren - aber ich sitze an meinem Arbeitsplatz, selbst heute am Samstag und tue so, als wäre ich nicht ganz so faul wie ich wirklcih bin ...
Seit ich wieder in Chennai bin, regnet es fast jeden Abend (na gut, sagen wir, in den letzten 25 Tagen hat es 10 bis 15 mal geregnet.
Allerdings hat das bisher fast immer nur abends statt gefunden, aber heute regnet es seit einer halben Stunde in Strömen, in einer weiteren halben Stunde darf ich endlich hier raus, und die Straßen sind höllisch, sobald es auch nur ein paar Tropfen regnet, es gießt aber ...
Gestern Abend bestellt war der neue Tankrucksack schon aus Bangalore geliefert, als ich heute Nachmittag von der Arbeit zurück kam - und eigentlich hatte ich befürchtet, dass solche Sachen wie Onlineshopping hier möglicherweise nicht so gut funktionieren ...
Und inzwischen habe ich die Sachen, die ich verloren hatte dadurch, dass meine Wohnung geräumt wurde, während ich noch in Deutschland war, weitestgehend ersetzt: ich kann wieder kochen, es gibt Töpfe, Geschirr, Besteck, ich kann Wäsche waschen, habe einen Kühlschrank, kann auch wieder mit Gepäck durch die Welt reisen auf meinem Motorrad ...
Nur leider ist mein Konto ziemlich leer nach einigen Einkaufsorgien ...
ganz einfach: man ziehe irgendwo in Indien in eine Luxus-Wohnanlage (nein, das war nicht so geplant, eigentlich bevorzuge ich ja das normale Leben, aber es hat sich ergeben, dass die Wohnung sofort frei war, dass es Klimaanlagen und Ventilatoren gibt, die funktionieren, dass sie schön ist, dass es einen Pool gibt, den man benutzen kann, dass sie S. gefallen wird, wenn sie dann auch endlich kommt, dass sie trotzdem (für uns) bezahlbar ist, ...). In dieser Wohnanlage nun will ich natürlich auch meine kleinen Luxusgüter installieren wie Waschmaschine, Kühlschrank und Wasserfilter, die ich in meiner letzten sehr sehr einfachen Wohnung ganz problemlos auch schon betreiben konnte. Bei der Waschmaschine kein Problem, aber in der Küche musste ich für den Wasserfilter einen speziellen Wasserhahn installieren bzw. den vorhandenen austauschen.
Kein Problem, denkt man.
Im puren Luxus dieser Wohnanlage aber hat irgend ein Planer vergessen, einen Abstellhahn für die Küchen einzubauen, sobald man da reparieren oder austauschen muss, geht das nur unter fließendem Wasser, weil man das eben nicht abstellen kann.
Und so kam gestern der "Plumber" mit seinen zwei Zangen und eh schon halb nass und erklärte mir auf Händisch und Füßisch (nein, ich kann noch kein Tamil) den Sachverhalt und fing fröhlich an zu schrauben, während ich Eimer und Putzlappen bereitstellte.
Clever lockerte er erst alle Schrauben, Wasser begann zu tropfen und zu laufen, dann drehte er flugs den alten Hahn heraus, das Wasser spritzte, strömte, durchnässte ihn und mich, der ich versuchte, wenigstens einen Teil aufzuhalten und in den Eimer zu leiten. Es überschwämmte in Sekunden die Küche, es floss noch zwei, drei Minuten weiter, bis der neue Hahn installiert war.
Das Ergebnis: zwei völlig nasse Menschen, eine Menge Spaß dabei, denn ich fand es auch irgendwie lustig, bei laufendem Wasser wohl wissend um die folgende Wasserorgie einfach so den Wasserhahn herauszuschrauben.
Aber jetzt habe ich wieder jederzeit sauberes, unbedenklich trinkbares Wasser so viel ich brauche, ohne dass ich bezahlen oder auf irgendeinen Lieferanten warten muss, der dann eh nicht kommt ...
Gestern kaufte ich ein paar Kleinigkeiten wie Kühlschrank, Waschmaschine und Gaskochdingens.
Das Gaskochdingens wurde gleich am selben Abend noch geliefert, obwohl ich erst heute damit gerechnet hatte. Der Rest sollte heute kommen. Und so sitze ich hier, kann nicht weg und warte.
Morgen werde ich dort anrufen - jetzt ist natürlch niemand mehr da, bis acht sollte geliefert werden, auch um halb acht war schon niemand mehr zu erreichen ....
Prima, dass ich statt groß einzukaufen, weil ich ja bald einen Kühlschrank hätte, der zu füllen wäre, zu Hause saß und auf den selben wartete, der dann nicht kam ...
Aber wenn man hier sagt, dass die Leute unzuverlässig sind, dann werden die Damen und Herren Inder gleich böse und fühlen sich persönlich angegriffen - leider aber weiß ich, dass fast alle Termine bisher nie funktionierten, auf Handwerker oder Lieferungen muss man im Schnitt mindestens zwei, eher drei Tage warten - und das durchaus auch nach dem Anruf, in dem einem gesagt wird "In fünf Minuten" - auch da muss man damit rechnen, dass derjenige erst übermorgen und nach sieben weiteren Telefonaten da ist.
Heute der dritte Abend mit Gewitter und sturmflutartigem Regen.
Ich wollte Sonnenschein, laue Nächte, beim leckeren Getränk unter freiem Himmel sitzen, in die Ferne gucken, Sterne sehen zum Beispiel oder Schiffe am Horizont versinken, solche Sachen, nicht auf dem Motorrad bei einer Fahrt von 2 km tatsächlich bis in die ansonsten wasserfesten Wanderschuhe hinein durchnässt zu sein - zu Hause angekommen, konnte ich die tatsächlich umkippen und das Wasser ausschütten, die Socken auswringen produzierte Sturzbäche, die Hose auf dem Balkon aufgehängt produzierte eine recht große Pfütze ... aber ich habe es wieder, mein Motorrad
;-)
"who is this man?"
"I don't know. He is bisycling."
"Yes, he is bisycling every day."
"Yes, he is going to the school."
"But who is he? Is he going to school?"
"But he is a man."
"Yes."
"Yes."
"But he is riding to the school. Maybe he is a teacher?"
"No, he is riding a bisycle."
"Yes and he is riding to the school."
"He is a man, men are not going to school."
"Yes, maybe he is a teacher."
"But he is a man."
"He is a man and he is riding on a bicycle."
"Yes, he is riding to the school."
"Maybe he is a teacher."
"He is a man."
"But can't he be a teacher?"
"Maybe, but he is a man and he is riding on a bicycle."
Irgendwann mischte sich die Kollegin, die dem Gespräch zugehört hatte, ein und erzählte den Kids, dass ich wirklich Lehrer an der Schule sei, aber eben im anderen Teil der Schule.
Vielleicht hilft es beim Verstehen zu wissen, dass fast alle Lehrerinnen hier Frauen sind, daher ist der Einwurf "But he is a man," gar nicht soooo unverständlich - von 26 Personen in meinem Zweig der Schule bin ich der einzige richtige Lehrer, M., der zweite Mann, ist Stellvertreter der Chefin und gibt nur sehr sehr wenig Unterricht.
Meine alte Wohnung war im Auftrag des Besitzers geräumt worden, weil er der Bank den Kredit nicht zurückzahlte, für den die Wohnung als Sicherheit herhalten soll. Also wurde ihm Pfändung angedroht und er lies sie von seiner Mutter ausräumen (er selbst ist in Amerika), um seine Sachen dem Zugriff der Bank zu entziehen.
Das geschah natürlich, als ich in Deutschland war und mich nicht kümmern konnte um meinen Kram (und auch ohne dass ich ernsthaft darüber informiert worden war - ich wusste nur, dass er die Sachen aus dem zweiten Zimmer, das ich nicht mitgemietet hatte, abholen lassen wollte.
Um meine Sachen hat sich B. gekümmert, ein Freund, der von dem Problem erfahren hatte.
Also war ich nach Chennai gekommen, ohne eine Bleibe zu haben - das war mir am Donnerstag richtig bewusst, bevor ich am Freitag losfliegen musste, also hatte ich flugs ein annehmbar preiswertes Hotel in der Nähe gefunden und für ein paar Nächte gebucht.
Gestern bin ich dann wirklich in meine neue Wohnung umgezogen:
Nach der Arbeit bin ich gemütlich zur neuen Wohnung geradelt, wo ich dann auch den Schlüssel bekam, das Fahrrad stehen ließ, damit ich es nicht irgendwo anders zurücklassen müsste und einen neuen Weg hätte, um es abzuholen.
Dann wanderte ich noch einmal zum Hotel, wo ich doch noch etwas länger auf mein Transport-Taxi warten musste. Als es ankam, vertaute ich den Koffer darin, das Ding wog inzwischen mindestens 25 kg und hatte im Hotel gewartet.
Das Taxi brachte mich zu meiner alten Wohnung, wo ich entsetzt feststellte, dass noch ganz viele meiner alten Sachen dort waren, vor allem Küchenkram, während anderes fehlte. Einiges packte ich in einer Schnellaktion ein (weil ich dachte, es ginge nur um Wasserfiltermaschine und Boiler war ich natürlich ohne Packmaterial gekommen), packte es ins Taxi und weiter ging es zu B.
Dort warteten zwei weitere Koffer, ein paar Tüten und ein riesiger Karton, der ziemlich voll war, vor allem eben mit Büchern und Papierkram und Ähnlichem.
Nach dieser dritten Station brachte das Taxi alles zu meiner neuen Wohnung, von dem fünf-Stunden-Paket hatte ich es zwei Stunden in Anspruch genommen, von den 50 Kilometern, die zum Paket gehören, nur zwanzig, entsprechend froh war der Fahrer dann, der ja jetzt drei Stunden frei hatte und schlafen konnte, ausruhen, vielleicht auch andere Fahrgäste schwarz durch die Welt karren ...
Und ich war froh, zu Hause zu sein.
Da stellte ich dann fest, dass doch vieles fehlt von meinem Hausstand. Die Mutter des Wohnungseigentümers hatte seinen Kram in einer Schnellaktion ausgeräumt - aber eben auch leider einiges von meinen Sachen.
Töpfe habe ich keine mehr, mein Besteck ist nicht mehr da, der Mixer fehlt, die Handtücher sind weg, ... Kleinigkeiten zwar, jedes für sich, aber zwei-, dreihundert Euro kommen da zu sammen und es ist einfach ärgerlich.
Andererseits auch spannend, die Handschrift der Dame, die das ganze veranstaltet hat, zu sehen: Meine neu gekauften Kopfkissen sind weg, ein altes ziemlich unansehnliches, das die Vermieter in der Wohnung gelassen hatten, ist natürlich noch da. Mein schönes, neues Besteck ist weg, das alte, billige Plastikgriffbesteck der Vermieter ist dageblieben, genauso fehlen meine guten Messer, mein Schälmesser, eben alles, was man braucht im Küchenalltag, Töpfe und Pfannen sind allesamt zu wertvoll, da hat sie keinen Unterschied gemacht zwischen dem henkellosen und verkalten Kram der Vermieter und meinen neu gekauften besseren Töpfen.
Dass meine Kaffeemaschine ihrer Sammelwut entkommen ist, hat mich dann sehr gewundert, aber die war ihr vielleicht zu exotisch, genauso wie mein guter alter deutscher Schruber, der einem Putzprinzip entsstammt, das einfach nicht anzutreffen ist in Indien, da wusste sie wohl nichts mit anzufangen.
Und all das war passiert, als ich in Deutschland war und keine Möglichkeit hatte, mich um meinen Kram zu kümmern - immerhin war B. da, um von meinen Sachen zu retten, was zu retten war - aber er kam eben nach der Mutter, die wohl ein arges Chaos hinterlassen hatte und
...