Heute der dritte Abend mit Gewitter und sturmflutartigem Regen.
Ich wollte Sonnenschein, laue Nächte, beim leckeren Getränk unter freiem Himmel sitzen, in die Ferne gucken, Sterne sehen zum Beispiel oder Schiffe am Horizont versinken, solche Sachen, nicht auf dem Motorrad bei einer Fahrt von 2 km tatsächlich bis in die ansonsten wasserfesten Wanderschuhe hinein durchnässt zu sein - zu Hause angekommen, konnte ich die tatsächlich umkippen und das Wasser ausschütten, die Socken auswringen produzierte Sturzbäche, die Hose auf dem Balkon aufgehängt produzierte eine recht große Pfütze ... aber ich habe es wieder, mein Motorrad
;-)
"who is this man?"
"I don't know. He is bisycling."
"Yes, he is bisycling every day."
"Yes, he is going to the school."
"But who is he? Is he going to school?"
"But he is a man."
"Yes."
"Yes."
"But he is riding to the school. Maybe he is a teacher?"
"No, he is riding a bisycle."
"Yes and he is riding to the school."
"He is a man, men are not going to school."
"Yes, maybe he is a teacher."
"But he is a man."
"He is a man and he is riding on a bicycle."
"Yes, he is riding to the school."
"Maybe he is a teacher."
"He is a man."
"But can't he be a teacher?"
"Maybe, but he is a man and he is riding on a bicycle."
Irgendwann mischte sich die Kollegin, die dem Gespräch zugehört hatte, ein und erzählte den Kids, dass ich wirklich Lehrer an der Schule sei, aber eben im anderen Teil der Schule.
Vielleicht hilft es beim Verstehen zu wissen, dass fast alle Lehrerinnen hier Frauen sind, daher ist der Einwurf "But he is a man," gar nicht soooo unverständlich - von 26 Personen in meinem Zweig der Schule bin ich der einzige richtige Lehrer, M., der zweite Mann, ist Stellvertreter der Chefin und gibt nur sehr sehr wenig Unterricht.
Habe ich hier eigentich schon mal erwähnt, dass ich höllische Angst vor Spinnen habe?
Eben gerade stand ich unter dem Sonnendach über dem Weg zwischen den verschiedenen Gebäuden und etwas fiel auf meinen Kopf.
Automatisch schüttelte ich es mit der Hand aus den Haaren und siehe da, es war eine gemeine indische Hüpfspinne, die da auf dem Weg vor mir hüpfte und die ein Schüler sogleich plattzutreten versuchte.
Als wir weiter gingen, meinte ein anderer Schüler plötzlich "Sir, Sir, may I ..." "Yes, what do you want to say?" "You've got more spiders!" - und dankenswerter Weise wedelte er noch mehr dieser mörderischen, hässlichen, schrecklichen, gemeinen, dreckigen, gefährllichen ... Killer von meinem Rücken.
Mein Herzschlag ging locker plötzlich doppelt so schnell ...
Meine alte Wohnung war im Auftrag des Besitzers geräumt worden, weil er der Bank den Kredit nicht zurückzahlte, für den die Wohnung als Sicherheit herhalten soll. Also wurde ihm Pfändung angedroht und er lies sie von seiner Mutter ausräumen (er selbst ist in Amerika), um seine Sachen dem Zugriff der Bank zu entziehen.
Das geschah natürlich, als ich in Deutschland war und mich nicht kümmern konnte um meinen Kram (und auch ohne dass ich ernsthaft darüber informiert worden war - ich wusste nur, dass er die Sachen aus dem zweiten Zimmer, das ich nicht mitgemietet hatte, abholen lassen wollte.
Um meine Sachen hat sich B. gekümmert, ein Freund, der von dem Problem erfahren hatte.
Also war ich nach Chennai gekommen, ohne eine Bleibe zu haben - das war mir am Donnerstag richtig bewusst, bevor ich am Freitag losfliegen musste, also hatte ich flugs ein annehmbar preiswertes Hotel in der Nähe gefunden und für ein paar Nächte gebucht.
Gestern bin ich dann wirklich in meine neue Wohnung umgezogen:
Nach der Arbeit bin ich gemütlich zur neuen Wohnung geradelt, wo ich dann auch den Schlüssel bekam, das Fahrrad stehen ließ, damit ich es nicht irgendwo anders zurücklassen müsste und einen neuen Weg hätte, um es abzuholen.
Dann wanderte ich noch einmal zum Hotel, wo ich doch noch etwas länger auf mein Transport-Taxi warten musste. Als es ankam, vertaute ich den Koffer darin, das Ding wog inzwischen mindestens 25 kg und hatte im Hotel gewartet.
Das Taxi brachte mich zu meiner alten Wohnung, wo ich entsetzt feststellte, dass noch ganz viele meiner alten Sachen dort waren, vor allem Küchenkram, während anderes fehlte. Einiges packte ich in einer Schnellaktion ein (weil ich dachte, es ginge nur um Wasserfiltermaschine und Boiler war ich natürlich ohne Packmaterial gekommen), packte es ins Taxi und weiter ging es zu B.
Dort warteten zwei weitere Koffer, ein paar Tüten und ein riesiger Karton, der ziemlich voll war, vor allem eben mit Büchern und Papierkram und Ähnlichem.
Nach dieser dritten Station brachte das Taxi alles zu meiner neuen Wohnung, von dem fünf-Stunden-Paket hatte ich es zwei Stunden in Anspruch genommen, von den 50 Kilometern, die zum Paket gehören, nur zwanzig, entsprechend froh war der Fahrer dann, der ja jetzt drei Stunden frei hatte und schlafen konnte, ausruhen, vielleicht auch andere Fahrgäste schwarz durch die Welt karren ...
Und ich war froh, zu Hause zu sein.
Da stellte ich dann fest, dass doch vieles fehlt von meinem Hausstand. Die Mutter des Wohnungseigentümers hatte seinen Kram in einer Schnellaktion ausgeräumt - aber eben auch leider einiges von meinen Sachen.
Töpfe habe ich keine mehr, mein Besteck ist nicht mehr da, der Mixer fehlt, die Handtücher sind weg, ... Kleinigkeiten zwar, jedes für sich, aber zwei-, dreihundert Euro kommen da zu sammen und es ist einfach ärgerlich.
Andererseits auch spannend, die Handschrift der Dame, die das ganze veranstaltet hat, zu sehen: Meine neu gekauften Kopfkissen sind weg, ein altes ziemlich unansehnliches, das die Vermieter in der Wohnung gelassen hatten, ist natürlich noch da. Mein schönes, neues Besteck ist weg, das alte, billige Plastikgriffbesteck der Vermieter ist dageblieben, genauso fehlen meine guten Messer, mein Schälmesser, eben alles, was man braucht im Küchenalltag, Töpfe und Pfannen sind allesamt zu wertvoll, da hat sie keinen Unterschied gemacht zwischen dem henkellosen und verkalten Kram der Vermieter und meinen neu gekauften besseren Töpfen.
Dass meine Kaffeemaschine ihrer Sammelwut entkommen ist, hat mich dann sehr gewundert, aber die war ihr vielleicht zu exotisch, genauso wie mein guter alter deutscher Schruber, der einem Putzprinzip entsstammt, das einfach nicht anzutreffen ist in Indien, da wusste sie wohl nichts mit anzufangen.
Und all das war passiert, als ich in Deutschland war und keine Möglichkeit hatte, mich um meinen Kram zu kümmern - immerhin war B. da, um von meinen Sachen zu retten, was zu retten war - aber er kam eben nach der Mutter, die wohl ein arges Chaos hinterlassen hatte und
...
Vergessen habe ich den eigentlichen Eintrag, den ich machen wollte:
Ich habe meine Englischprüfung bestanden, mit 72 von 100 Punkten ;-)
(speaking: borderline, oh ha!)
Lange habe ich nichts geschrieben, denn ich war im Urlaub fast ganz ohne Internet.
Jetzt trage ich einen Ring am Ringfinger (ja, vielleicht mache ich mal ein Photo ;-), bin offiziell nicht mehr allein für mich selbst verantwortlich sondern bin Familie und habe auch schon eine neue Wohnung gefunden. Die lange Geschichte der alten erzähle ich vielleicht ein andermal, in aller Kürze: der Vermieter hat die Raten für den Kredit nicht gezahlt, die Bank drohte mit Pfändung, ein Freund räumte meinen Kram aus, weil den sonst die Bank kassiert hätte, ich durfte nicht mehr in die Wohung, da ansonsten die Bank, wäre ihr Gerichtsvollzieher gekommen, das Geld von mir gefordert hätte oder zumindest heftigen Stress gemacht hätte ...
Dafür habe ich jetzt die absolute Luxuswohnung gefunden, die eigentlich zu teuer ist, zu groß, aber da ich ja Familie bin, prima passt, wenn S. erstmal in Indien ist, wir zusammen wohnen und sie ein Arbeitszimmer braucht (und hoffentlich so gut verdient, dass die Miete nur noch ein Klax ist ;-)
Heute Abend ziehe ich um.
Das besondere Highlight: ich werde einen Pool benutzen können, der zur Anlage gehört und einen Fitnessraum, klimatisiert und mit Laufband und hoffentlich auch zumindest einem Stepper ausgestattet, wenn ich mich dann ein wenig aufraffen kann, werde ich wohl täglich ein wenig mehr Bewegung bekommen als in der Mini-Backofen-Wohnung, die ich vorher hatte ;-)
Und sonst: Die Arbeit hat angefangen, was schade ist, aber ok, dafür werde ich ja auch bezahlt, fertig.
Ein oder zwei Photos von mir werden veröffentlicht werden, allerdings verdiene ich dabei nix, nur ein Belegexemplar. Aber immerhin.
Es geht um Graffiti und Stenzils und ihre Bedeutung in der Meinungsäußerung und -Bildung und dabei auch um Ägypten - da gebe ich doch gerne mal die einmaligen Nutzungsrechte her ...

Lange ist es her, dass ich Gras gerochen habe, Gras oder Haschisch oder welche schöne Bezeichnung man immer findet (das letzte Mal immer wieder mal in Ägypten rund um manche Autos herum, in denen ein paar Jungs saßen und sich amüsierten ...). Und noch viel länger her ist es, dass ich selbst mal was geraucht habe.
Um so erstaunlicher fand ich es dann vorher, als ein altes verhutzeltes Männchen an mir vorbei kam und gemütlich eine etwas unförmige, selbst gebastelte Zigarette rauchte. Es dauerte einen Moment, bis ich den doch irgendwo familiären Geruch (aber wie gesagt, es ist schon lange her) wieder erkannte.
Schon lustig, wie hier geraucht wird, einfach so auf dem Weg heim vom Job von einem Menschen, den wir in Deutschland für einen Bauern hielten, die ja berühmt dafür sind, ganz sicher keinen Joint zu rauchen sondern eher als diejenigen, die die Jungs, die ein paar Pflänzchen in der MItte des Maisfelds platzieren, mit der Schrotflinte zu jagen ...
Heute Nacht hat es angefangen zu regnen, richtig fiese, chennaitypische Wolkengüsse prasselten so heftig herab, dass ich davon locker aufwachte. Wie lange das ging, weiß ich nicht. Einige Stunden wohl.
Heute Morgen dann war ich schon erstaunt, dass es einfach gemütlich weiter regnete, "Landregen" nennen wir das wohl in Deutschland, so wenig, dass es nicht schüttet aber genug, dass man recht schnell nass wird und genug, dass Pfützen wachsen, nicht genug aber, dass das Oberflächenwasser auf Feld und Rain in Sturzbächen wegfließt sondern doch zum großen Teil versickert, ein Regen, wie ihn sich Bauern in bestimmten Teilen des Jahres sehnlich erhoffen.
Ich bin eben doch Bauer geblieben, nachdem ich als halber Bauer aufgewachsen bin ;-)
Und nachdem das der zweite Regen dieses Jahres ist, den ich miterlebe, der andere Regen war ein Wolkenbruch vor zwei, drei Wochen, finde ich das jetzt gerade richtig schön - und hoffentlich bleibt es bis heute nachmittag so, damit ich endlich mal die Hitze aus der Wohnung rausgelüftet bekomme, heute Morgen war es leider noch genauso heiß wie gestern Abend, 10 Grad zu viel eben ...
Ich habe die Wochenenden auf dem Land für mich entdeckt.
Es ist einfach schön, Freitag nachmittags flugs eine Tasche zu packen und ins Wochenende zu verschwinden.
Leider musste ich diesmal noch ein paar Mails verschicken, weil ich noch darum gebeten wurde, als ich gerade dabei war, die Schule zu verlassen - also hatte ich noch eine Stunde länger zu tun, außerdem hatte ich noch nicht am Donnerstag Abend gepackt, was ich mir aber angewöhnen muss.
Also kam ich erst gegen fünf Uhr los, dunkel wird es um halb Sieben, eine halbe Stunde hatte ich wirkllich durch düsterste Dunkelheit zu fahren - gemessen an dem Licht, dass die entgegenkommenden mir ins Gesicht warfen, Mit Ablendlicht sind höchstens die Unterwegs, deren Fernlicht oder gar deren Zusatzscheinwerfer kaputt sind. In Deutschland habe ich nie so starke Scheinwerfer erlebt.
Fies sind die Idioten, die überholen ohne sich um den Gegenverkehr zu kümmern: sie schalten ihre Flugscheinwerfer auf "Kill" und drängeln einfach alles von der Straße, das noch genug sehen kann, um den Straßenrand zu sehen, hinter dem man sich verstecken kann ..
Kurz: Auto- oder Motorradfahren in der indischen Nacht ist die Hölle.
Aber ich bin angekommen und habe am zweiten Tag immerhin ein paar Photos gemacht - das erste Mal seit ich in Indien bin, bin ich zufrieden mit meiner Photographiererei ...

Da sitze ich an meinem Schreibtisch und tue so, als sei ich schwer beschäftigt und plötzlich klingelt das Internet: Ich kriege hier immer mal SMS von meinem Stick-Internet-Provider und das klingelt dann immer so schön wie damals die echten Telephone noch klingeln konnten ...
" Life is more precious than time. STOP, look out for trains before crossing unmanned level crossings -Safety Dept, Southern. Railway Trichy. "
Ah ja, danke für den Hinweis - und ja, ich werde darauf achten, wenn ich das nächste mal an einem unbemannten Bahnübergang vorbei komme ...
Man nehme ein Motorrad und fahre raus aus Chennai auf der East Coast Road nach Süden. Diesmal habe ich sogar die Abkürzung gefunden, die es mit sich bringt, dass ich 15 km weniger durch dicksten Großstadtverkehr fahren muss und schnell und ohne größere Probleme auf einem Nebenweg das Chaos umfahren kann. Dementsprechend gut gelaunt war ich nach ca. 50 km Fahrt.
Und den kleinen Minibus, der die ganze Zeit schon ganz links links links vor mir her fuhr, den wollte ich endlich überholen, gab Gas und zog vorbei, während er langsamer wurde, als ich daneben war - warum er langsamer wurde, sah ich dann auch, eine Kuh strunzte über die Straße, nur war es für mich zu spät. Ich weiß nicht, ob ein geübterer Fahrer hätte ausweichen können, ich konnte einfach nur bremsen - ich wunderte mich sogar, dass das Vorderrad blokierte, ohne dass ich Probleme gehabt hätte, es auf Spur zu halten, mein Ziel war ja groß genug und relativ weich prallte das Motorrad auf die Kuh auf, fiel natürlich um, ich mit, während die Kuh groß guckte, ein wenig kaute und weiter strunzte. Der Bus hielt kurz und als ich mich regte, aufstand, fluchte und meckerte, gab er Gas. Hätte dieser Depp wenigstens, wie sie sonst immer für alles wie die Idioten hupen, für die Kuh gehupt, hätte ich gemerkt, dass da was vor ihm war, wäre langsamer gefahren ... aber wer weiß, vielleicht war seine Hupe kaputt.
Ich zumindest war ganz, die Kuh auch, die war weiter über die Straße gestrunzt und stand nun drüben und guckte dumm
(die dicke fette, große weiße war's und auf die Ferne ließ sich keine Behinderung, kein Hinken, keine Verletzung an ihr ausmachen, ich war auch nicht mehr so schnell unterwegs, als wir kollidierten ...)
Nur am Motorrad ist der Scheinwerfer hin, das Glas ist eingedrückt, die Plastikformteile völlig verbogen. Ansonsten hat auch das Motorrad nix abgekriegt, naja, doch, der Tacho hängt an einem Lampenteil, was zur Folge hat, dass der Tacho ein Vielfaches der gefahrenen Geschwindigkeit anzeigt ;-)
Nach ein paar Minuten, in denen mir ein paar nette Leute halfen, das Motorrad von der Straße zu kriegen, mich selbst und das Motorrad zu kontrollieren, ob wirklich alles ok war, ein wenig über die Kuh zu lästern, sie zu photographieren und noch mal alle Körperteile zu überprüfen, nach dieser kurzen Pause ging es also weiter, und ich kam ohne weitere Kuhvorfälle nach Mahaballipuram, wo ich mir ein Hotel suchte und für etwas weniger als 20 Euro pro Nacht einkehrte, inclusive funktionierender Klimaanlage und Frühstück auf der Terrasse - trotz der Kuh konnte ich das Wochenende genießen,
Morgen hole ich mir eine neue Lampe, die ich hier in Chennai, wo die Royal Enfield schließlich produziert wird, hoffentlich auch kriege, in Mahaballipuram ward mir erklärt, dort gebe es die entsprechenden Ersatzteile micht. Und die Lampe wird eingebaut und dann kann ich wieder durch die Welt sausen, etwas vorsichtiger überholen werde ich allerdings - obwohl ich da tausendmal vorsichtiger bin als normale Inder, wie machen die das, dass sie noch Kühe haben in diesem Land der wahnsinnigen Autofahrer?