Weil der Schnupfen einfach nervt inzwischen, war ich in der Apotheke, fragte nach Tabletten gegen Erkältung (verstand der gute Mann nicht, also musste ich es erklären, laufende Nase, Niesen, Husten, ...). Mit vier mal je zwei Pillen kam ich wieder raus: ein Antihistamin, hilft wohl auch gegen Schnupfensymptome, halber Treffer, ein Mittel mit einer Mischung aus diversen Inhaltsstoffen, die man auch in verschiedenen normalen Anti-Erkältungspillen findet, dreivierteltreffer (die Antihistamine darinnen sind irgendwie seltsam), ein Kortisonmittelchen, das in deutschen Landen gegen schwere Allergiesymptome und wirklich heftige Krankheiten verschrieben wird und eine recht genaue Überwachung durch den Arzt verlangt und außerdem noch ein Antibiotika, das nach deutscher Beschreibung angeblich eher gegen bakteriologische Infektionen im Magen/Darmtrakt, bei äußerlichen Sachen wie Blutvergiftung und eher nur am Rande bei Infektionen des Hals/Nasen-Raumes eingesetzt wird.
Sehr spannender Mix ist das. Als der gute Mann all die Pillen von den Streifen abschnitt, wurde mir schon anders - ordentliche Packungen gibt es eh nicht, nur die typischen Pillen-Streifen sind in großer Zahl in irgendwelche Kistchen gepackt. Ddaraus holt der gute Mann halt einige, schnitt munter drauf los und als ich nachfragte, was das sei, sagte er mir zu zweien, die seien gegen den Schnupfen (das eine Schnupfenmittel und das Antihistamin), das Antibiotika sei gegen Husten und das letzte (wir erinnern uns, Kortison ...) gegen die Kopfschmerzen (die ich gar nicht genannt hatte). Was für Mittel das seien, fragte ich zwar, aber eine Antwort kam nicht, da war er wohl überfragt.
Alle vier Medikamente solle ich zweimal täglich einnehmen (automatisch hatte er mir eh jeweils zwei davon gegeben), welche davon nach, vor oder zwischen Mahlzeiten genommen werden sollten, spielt keine Rolle, welche davon man auch über einen längeren Zeitraum nehmen sollte, ist egal, ...
Dieser kleine Höllenmix kostete mich 20 Rupies, 30 cent und gleich in der Apotheke wusste ich schon, dass ich die Dinger ohne kleine Internetrecherche nicht schlucken würde.
In der anderen Apotheke bekam ich dann eben ein ganz normales Mittelchen wie man es auch in Deutschland kriegt mit Wirkstoffen, die eher harmlos sind und dann tatsächlich auch bei Erkältungen verabreicht werden. Und das gab es dann auch ganz normal im 10er Pack mit der Angabe, zwei mal täglich eine mit viel Wasser zu nehmen. Immerhin etwas.
Demnächst ist Holi, eine Art Frühlings-, Erntedank- und Fest für alle Fälle. Mythologisch gesehen hat wohl irgendwann das Böse mal wieder gegen das Gute gekämpft, das Gute hat gewonnen, in manchen Teilen des Landes fängt der Frühling als die blühende, bunte Jahreszeit an, in vielen Teilen ist die Ernte im Vollen Gange, es muss gefeiert werden.
Und das tut man mit Feuern, aber vor allem mit viel Farbe. Die wird überall verteilt die wird sich selbst ins Gesicht aufgetragen und eben auch allen anderen, denen man begegnet, man erschreckt sich, man bewirft sich mit Farbe, man schmiert sie dem Lehrer ins Gesicht ...
Wir hatten eine kleine Aufführung passend zum Fest in der Schule und die Kids hatten viel viel von der Pulverfarbe dabei ;-)
heute wurde genau dieses von mir gemacht: bei der Englischprüfung macht English Council Photos von jedem Prüfling. Und der gute Mann hatte davon gar keine Ahnung, aber mir ist es egal, sollte ich die Prüfung bestanden haben, dann kriege ich scheinbar ein Zertifikat mit Photos, und sonst taucht das nirgendwo auf.
Und die Prüfung selbst? Nun, sollte ich das Ergebnis einschätzen, ich würde einfach mal sagen, dass ich 50 bis 75 % geschafft habe - wenn einfach die Hälftenmathematik angewendet wird, hätte ich also nach meiner Schätzung irgendwie bestanden aber nicht berauschend. Aber bestanden wäre doch schon mal prima, habe ich doch nach Wales für 25 Jahre fast gar nicht mehr Englisch gesprochen ...
Richtig cool war der Power-Napp nachdem ich den "Use of English test" fertig hatte und nicht raus gehen durfte, sondern drinnen warten musste, bis alle fertig waren - die Briten haben da absurde Regeln und die Inder folgen ihnen stur und blind. Man stütze die Ellbogen auf den Tisch, lege beide Daumen mit den Spitzen aneinander, stütze das Kinn darauf, während die Hände mehr oder weniger die Ohren umfassen und schon kann man schlafen, ohne dass der Kopf runter fällt - in einer Prüfung nicht wirklich gut, aber immerhin bin ich dann beim Hörvestehen, das abgrundtief langweilig war, nicht eingeschlafen ;-)
Vorgestern Abend war das Gas alle, die Flasche endgültig leer, ein Süppchen gab es nicht mehr.
Nachbars sagten mir, der normale Weg, eine neue Flasche zu bekommen, sei es, im Rechnungsbuch nachzuschauen, die dort verzeichnete Nummer anzurufen, die eigene Abonnement-Nummer anzugeben und das Gas würde geliefert. Bezahlen müsse man auch - soweit ich verstanden habe, irgendwo bei der Niederlassung der Gesellschaft im nahen Stadtteilzentrum. Zur Bekräftigung wurde mir so ein Büchlein gezeigt, mit Stempeln drinnen und Daten, Einträgen, alles sehr schön bürokratisch und indisch und kompliziert ohne Ende - ganz wichtig: ohne die Nummer geht gar nix.
Ich schrieb also den Vermieter an, bekam dann auch heute Morgen Antwort, die Telephonnumer des Agenten, der solche Sachen für meinen Vermieter immer erledigte, seinen Namen, die Abonentennummer, den Namen der Gesellschaft, alles, was ich an Information auch brauchte. Heute Abend wollte ich anrufen und, wie mir gesagt worden war, zwei, drei Tage auf die Lieferung warten.
Auf dem Weg nach Hause hatte ich das große Vergnügen, einen Lieferwagen genau dieser Gesellschaft zu sehen, den Fahrer anzuschwätzen und fünf Minuten später schon den Gasherd anwerfen zu können - die Bürokratie in Indien ist die Hölle, aber es gibt eben auch immer wieder mal kurze Wege :)
Das
Aus meiner Höhle heraus (mein Raum ist in "zweiter Reihe", er hat kein Fenster nach draußen, was hier leider normal ist, aber da alle Wände rundherum aus Fenstern bestehen, kann man trotzdem auch ein Stück blauen Himmel ahnen, aus dieser dunklen und kühlen Höhle bin ich also heraus gekommen und in den anderen Teil der Schule hinübergewandert, ein Weg von vielleicht einmal 100 Metern.
Ich war nicht wirklich durchgeschwitzt, aber doch kurz davor. Und drüben haben sie in ihren Klassenzimmern keine Klimaanlage, sitzen nicht in zweiter Reihe wie ich, sondern kriegen den ganzen Tag volle Sonne und dementsprechend Hitze.
Wie ich bei dem Wetter aber nach Hause radeln soll, das weiß ich noch nicht ;-)
das heutige Rennen habe ich verloren:
Vor mir kamen zwei kleine Jungs von einem Weg auf die Straße, vierte, fünfte, vielleicht auch noch sechste Klasse, klein, beide, in einer Uniform, die weniger an eine Schuluniform und mehr eine Pfadfinderuniform erinnerte. Einer von beiden stand in den Pedalen des ziemlich großen Fahrrads, der andere saß auf dem Gepäckträger, nach ersten Schlenkern ging es dann doch erstaunlich gut und gerade aus, der Fahrer gab kräftig Gas, nicht wegen mir, noch hatten sie mich nicht bemerkt und als es soweit war, fuhr ich einfach vorbei, ohne dass sie auch nur einen Schimmer einer Chance gehabt hätten, schneller zu sein und auch kein Rennen wagte, sie schauten einfach fröhlich und waren mehr damit beschäftigt, selbst und allein so schnell zu fahren wie es ihnen möglich war (und sie waren schon fix, weit schneller als die meisten Erwachsenen, die gemütlich durch die Welt rollern, ...).
Nach einiger Zeit und einem Kilometer hörte ich ein Motorrad von hinten, wurde überholt und siehe da, der Mopedfahrer schob mit seinem Fuß das Fahrrad mitsamt den beiden Jungs, die strahlend an mir vorbei sausten - jetzt musste ich einsehen, dass ich keine Chance hatte. Ich fuhr hinterher und stellte anerkennend fest, dass die beiden tatsächlich die ersten Radfahrer waren, denen ich ohne zu zögern den ZurSchuleFlitzPokal überlassen musste, so locker und cool ist noch nie jemand an mir vorbei geradelt ;-)
Na gut, als der Schieber dann abbog, dauerte es nicht lange, bis ich sie wieder einholte, aber das zählt nicht mehr
Ein Freund von mir sagte irgendwann ganz ruhig, dass er wisse, wie einer ihm nahestehenden Person (vielleicht seine Mutter, vielleicht ein Bruder, eine Schwester) zu helfen sei, die totkrank sei: Er müsse mich schlachten und einen Teil von mir mahlen und dieser Person dann zuführen (ich weiß nicht mehr, ob er mich intravenös spritzen wollte oder verfüttern oder wie auch immer, aber er war einfach davon überzeugt, dass das der einzige Weg sei, dieser Person zu helfen.
Er verkündete das ruhig vor seinem Computer sitzend, seine große, kräftige Gestalt auf dem Bürostuhl ein wenig in meiner Richtung gedreht (wohnten wir zusammen?)
Anfangs war ich mir sehr unsicher. Ich hielt diesen Plan für einen Scherz. Aber er fing an, mir Details zu erklären, dass er mich mit dem Bergsteigerhammer erschlagen würde, wie er mich auzuschlachten gedächte ...
Es war also Zeit für mich, wegzulaufen. Ich rannte in Richtung des Waldes hinter dem Haus in D., in dem ich aufgewachsen bin. Im Garten und bis zur Hälfte des angrenzenden Feldes war ich außér Sichtweite, einen kleinen Streifen des Feldes würde er einsehen können, das wusste ich, also müsste ich später, im Wald, Haken schlagen um ihn auf einen falsche Fährte zu führen.
Wie er mich dort einfing, weiß ich nicht mehr. Erstaunlicherweise weiß ich aber, dass ich gestresst aufwachte, wirklich klar war.
Nur ging es danach dann wieder weiter. Ich war wieder im Zimmer, noch immer war er ganz ruhig, auf sich konzentriert, hatte eine sehr sympathische Art zu sprechen und zeigte mir eine gigantische Klistierpumpe oder wie auch immer man das Teil nennen kann, das er mir zeigte und etwas von Reinigung erzählte. Mich erwischte das kalte Entsetzen und ich wollte nur noch fliehen, rannte weg, wurde erwischt, saß im Auto neben ihm.
Ich wollte weg, sah aber keine Chance, zu entkommen. Und ich wusste, dass ich die nicht hatte, denn das Buch, das ja genau dieses mein Erlebnis beschrieb, das ich ja selbst geschrieben hatte, hörte genau hier an dieser Stelle im Auto auf, Beleg dafür, dass meine Geschichte genau hier aufhören würde.
Aber wieder entkam ich. Das Auto fuhr durch eine hügelige Steppenlandschaft, ich konnte in einer Kurve die Tür aufmachen, er versuchte, das Auto ins Gebüsch zu steuern, gegen den Felsen, damit ich nicht hinaus konnte, aber trotzdem konnte ich mich rausfallen lassen, aufstehen, den Berg hinunter rennen.
Ich war vor seinem Blick gedeckt, konnte also versuchen, mich zu verstecken, Wege zu laufen, die er nicht erwarten würde, obwohl er sehr nah hinter mir kam. Ich schlug Haken, ja, war immer noch außerhalb seiner Sicht, konnte mich verstecken in einem sehr großen Stein, der, innen hohl, aufgebrochen war und somit einen Hohlraum zeigte, in den ich mich kauerte. Pathetisch dachte ich, dass der Dinosaurier, der im Innern des Steins als Fossil ewige Zeiten überdauert hatte, mich jetzt retten würde, ein Jäger dem Gejagten nun Schutz böte.
Aber irgendwie wurde ich doch gefunden. Ich saß nun in einem anderen Auto, dem zweier anderer Freunde, die mich dort versteckten. Aber als wir hielten war es mein großer starker Verfolger, der mich aus dem Auto zerrte und süfisant etwas davon sagte, dass meine "Freunde" ja nun ein schönes neues Auto hätten, dass 200 000 Mark gekostet hätte.
Jetzt endlich wachte ich auf, sah auf der Uhr, dass es nicht mehr, wie beim ersten mal, 3.30 Uhr war sondern fast zwei Stunden später und ich in etwa einer halben Stunde aufstehen müsste.
Diese letzte halbe Stunde war ich zwar befreit vom Traum, aber nicht von der Angst.
Eine Kollegin bat mich gerade, meinen Prüfungstermin für die Englischprüfung (ich werde mal wieder auf Niveau C1 geprüft, hurra ;-) zu tauschen, sie hatte den Termin gemeinsam mit unserem stellvertretenden Schulleiter. In der Prüfung werden immer zwei Leute gleichzeitig geprüft und müssen ein Gespräch führen. Sie hat Angst, dass sie da nicht sprechen kann, weil die Hierarchie, er ist eben ganz oben in der Pyramide, sie hemmt - für mich ist das kein Problem, was sie ja auch weiß, nachdem ich im Vorbereitungskurs immer mal wieder in den Redefluss des Chefs hineingepoltert bin ;-)
Einziges Problem dabei: Sein Englisch ist dann doch viel besser als meines ...
Bin auf einem Seminar, immerhin mal vier Nächte im schicken Zimmer, wenn auch etwas indisch schick, aber doch sehr angenehm und nicht zu übertrieben - jetzt muss ich nur noch die Liste der 1000 Fernsehkanäle und darin etwas deutsches finden ;-)
(na gut, erstmal geht es zur Chefin, Abendessen) ...
Hier werden pro Fach zwei bzw. drei Klassenarbeiten pro Halbjahr geschrieben (im ersten 3, im zweiten 2) - zentral anberaumt unabhängig vom Unterrichtsverlauf anderthalb Wochen lang jeweils eine in der ersten Unterrichtsstunde. Und wenn das vorbei ist, gibt es am Samstag einen Elternsprechtag.
Genau da sitze ich, heute wieder im Meetingroom, wo alle Fachlehrer sitzen, die keine eigene Klasse haben und harre der Eltern, die da nicht kommen - für drei Schüler hatte ich Eltern hier, alle drei gehören zu den allerbesten. Meine Problemfalleltern kommen natürlich - wie immer und weltweit gleich - nicht, obwohl ich heute extra die Klassenarbeiten nicht den Klassenlehrern gegeben sondern behalten habe.
Es ist zum Kotzen langweilig und ich verliere gerade einen meiner heiligen Samstage ...
nicht nur die Schüler unserer Schule, auch die kids, denen ich am Rande der Strecke immer wieder mal begegne, versuchen solche kleinen Rennen: heute morgen kam ich bei einem Jungen vorbei, den ich wohl schon das eine oder andere mal gesehen hatte.
Hinter mir hörte ich es Quietschen und kräftig atmen und siehe da, er fuhr vorbei. Ja, ich gebe es zu, ich habe mich ein klein wenig mehr angestrengt, bin einen Gang höher gefahren als sonst immer, habe auch an dem Stück mit leichter Steigung nicht gleich herunter geschaltet, sondern eben etwas mehr von meinem reichlichen Gewicht in die Pedalen gestemmt (aber schwer gefallen ist es mir nicht ;-) Fast vor mir hergetrieben habe ich den Ärmsten. Er ging immer wieder aus dem Sattel, hechelte, guckte nach hinten, ob ich immer noch da wäre ...
Ein paar hundert Meter hat er es durchgehalten und irgendwann habe ich ihn dann eben doch wieder überholt, locker, ohne schneller atmen zu müssen, ohne ein Gramm Anstrengung nach Außen zu zeigen.
Kaum war ich vorbei, war es auch vorbei mit seiner Power, als ich zurück schaute, war er schon weit weit nach hinten abgefallen, hielt sich wohl noch auf dem Fahrrad, aber rollerte mehr, als dass er selbst noch fuhr, langsamer sogar als sonst jeder Fahrradopa weit und breit.
Die Kids verstehen offensichtlich nicht, dass ich einfach das bessere Fahrrad habe, auf Strecke haben sie eh keine Chance, 10 kg weniger, leicht laufende Räder, eine geölte Technik machen eben doch einen großen Unterschied aus auf der Straße ...
Nur am Rande angemerkt: geplant war der 1.06.
leider gab es den Veranstaltungsort nur für den 31.05.
Daraufhin informierte ich brav alle Welt über die Änderung und plante dem entsprechend.
Gestern erfuhr ich eher zufällig, dass es zwischendurch doch noch eine Änderung gab, es ist dann doch wieder aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen der 1.6. geworden.
Wahrscheinlich liegt es daran, dass S., in Port Said wohnend, für das Anmieten des Ortes in Istanbul ihren Bruder und einen Freund losschicken musste, dass sie selbst nur via Skype informiert wurde, dass ich dann wiederum von S. meine Informationen bekam, der ich ja in Chennai sitze und von hier aus meine Leute auf dem Laufenden halte - oder eben nicht.
Irgendwo zwischen Ägypten und Indien war diese kleine Info hängen geblieben und ich ging für einen Monat davon aus, meine Hochzeit fände am 31.Mai statt, während sie tatsächlich wohl doch am 1. Juni passieren wird.
Ich wusste schon immer, dass ich diesen gesellschaftlichen Akt, Relikt aus vormittelalterlichen Versorgungsstrukturen und sehr kropfartig in seiner Überflüssigkeit, nicht wirklich mag ...
und aus den Diskussionen um dieses "Heiraten" herum scheint dann doch die Meinung bei vielen auf, es mache einen Unterschied, ob man diese Formalität vollziehe oder nicht. Kerle Kiste, was scheinheilige Kleinlinge sind wir denn, die in einer Beziehung ohne Trauschein weniger ehrlich, weniger verantwortlich, weniger ernstzunehmen sind? Sind wir alle nur verlogene Stücke schleimiger Heuchelei, die eine Hochzeit brauchen, auf dass man sie ernst nehmen kann?
Nein, für mich macht es keinen Unterschied ob ich nun diesen Zettel habe oder nicht, zumindest nicht in meinem Herangehen an die Beziehung.
Berühmt werde ich nicht mehr, der Zug ist wohl abgefahren.
Aber zumindest an meiner Schule kennt man mich und ich arbeite offensichtlich gerade an meiner künftigen Legende als "Der Deutsche, der schneller als alle war" oder so.
Auf meinem Weg zur Schule begegnen mir immer wieder Schüler auf Fahrrädern.Ich weiß zwar nicht, wozu die Fahrräder gut sein sollen, sind sie doch kaum schneller unterwegs als ein etwas schneller ausschreitender Wanderer, aber es gibt schon einige von ihnen. Gemäß ihrem Tempo fahre ich einfach immer vorbei, fertig.
Inzwischen passiert es öfter mal, dass ich es hinter mir hecheln höre, weil jemand hinter mir herzufahren versucht oder dass, wenn ich heran komme, jemand beschleunigt, um sich nicht überholen zu lassen, aber bisher hat es niemand geschafft, wirklich auf Dauer genauso schnell wie ich zu sein, die kleinen haben eh keine Chance, da fehlt es einfach an Energie und Ausdauer auf ihren meist zu großen Rädern, die großen aber haben genauso wenig Aussicht auf Erfolg, bewegen sie doch zusätzlich zum eigenen Gewicht 20, vielleicht sogar 25kg an antiker Fahrradtechnik, robust zwar, aber mit Eingangschaltung und Gestängebremse. Wenn ich einfach herunter schalte, etwas kräftiger trete und dann gemütlich entsprechend der Geschwindigkeit wieder in höhere Gänge schalte, fangen sie an zu hecheln und schaffen einfach die nötige Trittgeschwindigkeit irgendwann nicht mehr, bis sie aufgeben müssen.
Gestern war wieder so ein Fall. Ein Junge verabschiedete sich von Freunden, sah mich kommen, beschloss, ein kleines Rennen zu wagen. Bis ich heran war, hatte er fast meine Geschwindigkeit, ich musste hinter ihm bleiben, um einen LKW vorbei zu lassen, während er schon wieder langsamer wurde, als der LKW weg war, fuhr ich auf seine Höhe, er wollte mich nicht überholen lassen, also blieb ich einige Zeit neben ihm, feuerte ihn an, ohne mich selbst anzustrengen (wie gesagt, ich habe eine Gangschaltung, die funktioniert, er eine die Gewicht bringt, die aber scheinbar sonst nichts zu sagen hat, benutzt hat er sie nicht). Nach ein, zweihundert Metern, er meinte gerade, cih sei ja so schnell und war wirklcih schon am japsen, sagte ich einfach "Tschüs", schaltete einen Gang herunter und sauste einfach so davon, zugegebenermaßen nicht im Schlendertempo, aber doch noch lange nicht so schnell, dass ich nicht auf Dauer so hätte weiterfahren können.
Ich bin mir sicher, er wird von seinem Erlebnis seinen Freunden berichten ;-)
Lange habe ich nix geschrieben aber viel passiert.
Eigentlich wollte ich ja immer auf einem Schiff heiraten, wenn überhaupt. Aber: die möglichen Kreuzfahrten, bei denen das ginge, sind für dieses und teilweise ach nächstes Jahr ausgebucht. Und der einfache Jux, vor dem Kapitän zu stehen und "ja" sagen zu dürfen, kostet mindestens einen Tausender zusätzlich - und da ist kein einziges Blümchen dabei, das die Braut nach hinten schleudern könnte, kein Korken, der knallen würde, keine langweilige Rede, kein Tanz der Brautleute, über deren Unfähigkeit auch Jahre später noch gekichert werden könnte, kein überzuckerter Kuchen, der die fiesen Flecken auf dem Leihfrack macht, nix wäre dabei, auch keine Gäste (sie will Gäste haben, hunderte, mir würden ein paar weniger ja auch schon reichen), einfach gar nix, nicht einmal ein einfaches Photo (ok, ich schnalle mir eh die Helmkamera auf dem Kopf fest, gibt es wenigstens Film aus meiner Perspektive ;-)
Also passiert es in Istanbul, im Mai, jawohl ja.
Und der Papierkram läuft. Von meiner Seite aus ist alles fertig, jetzt muss das Standesamt in W. noch eine "Ehefähigkeitsbescheinigung" ausstellen - woher wollen die eigentlich wissen, ob ich fähig bin, eine Ehe zu führen, die können gucken, dass ich ordnungsgemäß nie verheiratet war und deswegen dann auch noch kein Scheidungsanwalt an mir profitierte, aber sonst???
Und S. muss nach Istanbul reisen um so Sachen zu machen wie das Aufgebot zu bestellen usw.
Insgesamt habe ich bisher ca. 9 Mails an offizielle Ämter und Behörden in Deutschland geschrieben, drei verschiedene Dokumente von zwei verschiedenen Standesämtern beantragt, dazu musste ich schriftliche Anträge verfassen und im Original nach Deutschland schicken, nebenbei noch jemanden dort beauftragen und bevollmächtigen, das Ganze in meinem Auftrag in die Wege zu leiten, zu bezahlen und die entsprechenden Bescheinigungen in Empfang zu nehmen.
Wie viele Stempel da auf's Papier geschlagen werden, weiß ich nicht, aber lustig ist, dass dazu S. Pass in der Türkei ausgestellt, nach Ägypten transferiert wurde, ihr dort ausgehändigt, worauf sie ihn dann einscannen ließ, mir die PDF nach Indien mailte, ich die elektronische Kopie dann ausdruckte und sie zusammen mit den Kopien meines Passes (in Deutschland gescannt, hier gedruckt) per Kurierdienst nach Deutschland schickte, wo sie für dieses komische Ehefähigkeitsbescheinigung gebraucht werden. Gleichzeitig schickte sie Kopien ihres Passes auch nach Istanbul, wo jemand in ihrem Auftrag eine der Bescheinigungen besorgte, die dann auch nach Deutschland geschickt wurde, um eben gerade diese Ehefähigkeitsbescheinigung zu bekommen, die dann wiederum S. in Istanbul brauchen wird, wenn sie erst einmal dort zum Amt geht, um "das Aufgebot" zu bestellen und den offiziellen Akt zu benatragen.
Ob sie da wohl auch Kopien meines Passes braucht und welcher Unterlagen auch immer? Schauen wir mal.
Auf jeden Fall werde ich im Türkenland noch zum Arzt gehen müssen, der mir ein Gesundheitszeugnis austellen muss, das ist Pflicht für alle, die dort heiraten wollen, in meinen Augen ja eine sehr faschistische Angelegenheit, die ich gar nicht toll finde, aber wie war das Argument: Ja, es ist eine ausgewachsene Scheiße und ja, es ist politisch übelst und ja, dagegen muss was getan werden, aber es ist deine einzige Möglichkeit, diese eine Person zu heiraten, und daher kannst und solltest du über deinen politischen Schatten springen und es, unter Protest, wenn du willst, trotzdem tun. Und wahrscheinlich wird es noch tausend Übersetzungen brauchen, achtundneunzig Mails, zweiundfünfzig mehr Stempel, aber es geht alles seinen Gang.
Die rein praktischen Angelegenheiten sind einfacher zu lösen: die ersten 9 (Familie) und 2 (Freunde) Tickets sind schon gebucht, andere sind in Arbeit, die ersten 11 Schlafplätze in Istanbul sind schon organisiert, auch die ersten Tickets von Ägypten aus sind in Arbeit.
Der Veranstaltungsort ist reserviert und angezahlt.
...
Ja, irgendwann werde ich wohl heiraten