ägyptische Zeiten

Dienstag, 8. März 2011

Mulmig

kann einem schon mal zumute werden: Regelmäßig wird geschossen hier, auch vorher schon wieder, relativ nahe. Es sind wohl in der Regel nur Schüsse in die Luft, aber nichts desto Trotz sind hier massenweise Leute mit scharfen Schusswaffen unterwegs - und niemand weiß, wer welche Waffen dabei haben mag.
Gestern hatte ich ein langes Gespräch mit einer Kollegin, ach darüber, dass viele ägyptische Bekannte so viel Angst haben. Es kursieren viele Geschichten, z.B. auch von den gekidnappten Taxen, die dann nicht mehr als Taxi unterwegs sind sondern mit kriminellem Fahrer, der dir eben den Ballermann an die Schläfe hält, um das Portemonaie zu kriegen, auch die Geschichte mit den Kindern, die auf die Fahrbahn gesetzt werden, um die Leute zum Anhalten zu zwingen und sie dann auszurauben, des Autos zu berauben oder wessen auch immer, ist nicht schlecht.
Wenn man dann noch weiß, dass z.B. in die Wohnung einer Kollegin gleich zwei mal eingebrochen wurde in den letzten Tage, dass so Kleinigkeiten wie gestohlene Taschen im Sportclub oder Prügeleien oder oder oder jetzt zur Tagesordnung gehören, dann kann man sich schon blöd vorkommen draußen in new Cairo, nachdem das Taxi nicht gekommen ist, das man sich bestellt hatte und man zu Fuß zur nächsten größeren Straße wandern muss in der Hoffnung, dass man da ein echte Taxi finden wird ... (und dann kam auch noch der fiese Geländewagen mit den verdunkelten Scheiben angebraust und bremste so ab, dass er genau neben mir zum Stehen kam - niemand sprang heraus, das DIng war einfach nur kaputt, der Motor war hin und als es dann beim Startversuch eine ganz besonders heftige Fehlzündung gab, die schussmäßig durch die Gegend knallte, war es dann doch wieder so lustig, dass ich vor mich hin grinsen konnte, nicht zuletzt darüber, dass ich mich selbst in so eine Angststimmung hineinsteigerte).
Aber blöd ist es schon manchmal, dass ich eine Stimmung auch der Angst um mich herum wahrnehme, die ich aber nicht verstehe und eben auch ganz und gar nicht einschätzen kann. Ist es bloß Hysterie und völlig realitätsfremd oder ist es tatsächlich gefährlicher geworden, draußen auf den Straßen? Ich weiß es nicht.

Freitag, 4. März 2011

Müssen die immer schießen?

Draußen hat es wieder mal geschossen, einfach nur ein einzelner Schuss - zur Zeit ist das leider sehr normal in Kairo, wie mir Freunde erzählten, die in ganz unterschiedlichen Teilen der Stadt leben, aber hier ist es wohl schon noch recht viel.
In manchen Gegenden schießt das Militär des Abends, um den Leuten zu zeigen, dass es Zeit ist, heim zu gehen, weil gleich Sperrstunde, Ausgehverbot, anfängt. In manchen Gegenden sind es wohl angeblich auch Leute, die da wohnen und immer wieder mal zeigen müssen, dass sie es sich nicht gefallen lassen, sollte es jemand wagen, in ihre Wohnung einzubrechen (was wohl verstärkt passiert zur Zeit), wer es hier warum tut, weiß ich nicht, es knallt immer wieder mal, mal näher, mal weiter weg, mal ein einzelner Schuss, mal ein paar in Folge, auch Maschinengewehre haben wir schon gehört, ...

Nee nee, normal ist das nicht! (aber auch kein Grund zur Beunruhigung, es ist wieder sehr ruhig hier )

Freitag, 25. Februar 2011

Auf dem Tahrir Square

sollte sich heute eine Million Menschen einfinden. Vielleicht waren es nicht ganz so viele, aber es herrschte Volksfeststimmung - und es fehlen zur Zeit doch die Ausländer, ich war einer der relativ wenigen und wurde dementsprechend mindestens zweiundzwanzigtausendmal photographiert, wurde etwa im Minutentakt angesprochen, musste zwanzig Kinder herzen, während Mama oder Papa photographierten, musste auch einige nette junger Männer in den Arm nehmen um auch mit ihnen für das Photoalbum zu posieren und viele viele Leute forderten mich auf, sie zu photographieren (" I need a photo of me with your Camera").

Panzer in Kairo




Aber es hat Spaß und ich habe einfach mit gemacht. Wenn es mal wieder einen Marsch der Millionen in Ägypten gibt, bin ich gerne wieder mit dabei.

talking about the revelotion sounds like ...

whisper?
nun, draußen ist es recht laut, vorher massenweise Sirenen, jetzt klingt es wie tausende Trillerpfeifen gemischt mit Hupen und der einen Sirene ab und an - und zwischendurch immer wieder das Knallen, wie es von Knallfröschen aber eben auch Schusswaffen kommen könnte.
Alles weit weg und nein, keine Angst, ich werde nicht raus gehen um nachzuschauen.
Und besonders interessant: ein paar Leute hier vor der Tür unterhalten sich ganz locker und entspannt.

Donnerstag, 24. Februar 2011

Polizei

gibt es heute Abend keine mehr auf den Straßen Kairos - die Verkehrsleitung haben junge Leute übernommen, es ist schon ein seltsames Gefühl, in dieser Stadt unterwegs zu sein, in der sonst an jeder Ecke drei Polizisten stehen und jetzt keinen einzigen zu sehen - und es scheint jetzt normal zu sein, dass die meisten Polizisten nachts von den Straßen verschwinden ...

cleaning days

Überall ist es wirklich sauberer geworden hier in Kairo - heute war eine Gruppe junger Leute dabei, unsere Straße zu säubern, als ich nach Hause kam, nächste Woche wird auch unsere Schule einen cleaning-day machen und rund um die Schule ausschwärmen und säubern, überall und ständig sieht man junge Leute, die an den lächerlichsten Stellen Bürgersteige schwarz weiß anmalen, was wohl ein Überbleibsel aus einer Zeit war, als es noch Verkehrsregeln gab, vor 1000 Jahren oder so, zumindest lange lange vor der Revolution, und die Leute noch wussten, dass man dort nicht parken darf. Heute wird eben hinter den parkenden Autos gestrichen und ich glaube, dass die meisten Leute wirklich nicht wissen, warum dort schwarz/weiß gestrichen ist ...
Aber doch, es ist sauberer und wenn dann die Leute, die hier fegen und putzen dann auch wirklich aufhören, ihren Müll überall einfach unter sich fallen zu lassen, dann könnte auch etwas längerfristiges daraus werden.

Dienstag, 22. Februar 2011

...

...und überhaupt, warum wird da draußen, ein paar hundert Meter entfernt geschossen, während bei uns vor der Tür alles nach absolut normalem Alltag sich anhört und auch so aussieht?

Revolutionsbilder

so, endlich mal ein paar Bilder online gestellt:

Panzer in Kairo

warum da die blöden Rahmen in der Gallerie auftauchen, weiß ich nicht, seit einer Stunde arbeite ich daran, sie verschwinden zu lassen, funktioniert aber nicht.

Sonntag, 20. Februar 2011

Alltag

In Ägyten kehrt wieder Alltag ein:
Mein erster Arbeitstag ist vorbei, war zwar chaotisch aber doch ein richtiger Arbeitstag mit allem Drum und Dran, es funktioniert alles, scheinbar kann man auch alles einkaufen, selbt die Polizisten stehen auf den Kreuzungen und stauen den Verkehr in ihren absurden Regelungsversuchen auf, als wäre nie etwas gewesen ...
Leider gehören zum Alltag auch die Staus, das Hupen, der Lärm, der Gestank - und leider tragen die nicht dazu bei, die Kopfschmerzen zu lindern, die mich seit Freitag nicht mehr losgelassen haben.
Na gut, heute nochmal früh mit Pfefferminzöl ins Bett und hoffentlich geht es morgen besser ...

Donnerstag, 3. Februar 2011

Flucht

So, ich bin wieder in Deutschland, sogar schon seit vorgestern Abend:
Montag gab`s ein Treffen im Marriot Hotel (Photos davon sehen cool aus, einfach so normale Leute in Sommerklamotten in nettem Umfeld, schon absurd, während der Proteste, des Ausnahmezustands, der Ausgangssperre, die uns Zeit draußen nur von acht bis fünfzehn Uhr gestatte), es wurde erläutert, dass das Auswärtige Amt nach wie vor nur die Angehörigen von Entsendeten Kräften kostenlos zurück rief, für Kairo galt nach wie vor zwar eine Reisewarnung, aber man ging davon aus, dass eine Gefahr für Leib und Leben nicht bestünde und daher kein Handlungsbedarf.
Trotzdem wurde der Botschaft dann das Angebot abgerungen, eine Liste aufzustellen und die Leute, die auf der Liste wären, auf die nächsten Lufthansaflüge zu buchen, auf die regulären, die noch flögen und auf die Sonderflüge, die organisiert würden - auf eigene Kosten natürlich, die Liste vereinfachte nur die Buchung, die für uns in der Regel aufgrund der eingeschränkten Bewegungsfreiheit, der Internetsperre und der Schwierigkeiten in der Kommunikation allgemein, kaum möglich war.
Ich stand nach dem Treffen dann auch auf der Liste, womit dann klar war, dass ich ausreisen würde, wenn alles abliefe wie versprochen. Kurze Zeit später wurde ich gebeten, bei der Botschaft anzurufen, da mein Geburtsdatum fehlte, die Dame in der Botschaft erläuterte mir dann, dass nichts versprochen werden könnte, dass ich aber am nächsten Morgen um 8.30 mit leichtem Gepäck, das ich notfalls auf dem Schoß transportieren müsste, in der Botschaft sein sollte.
Das tat ich dann auch, räumte auf, organisierte, dass die verderblichen Vorräte (und wir hatten ja hamstereingekauft) verteilt würden, wenn ich wirklich ginge, packte eine Tasche mit dem nötigsten (wie immer viel vergessen), hatte eine schlechte Nacht, und war pünktlich um 8 auf der Straße.
Ein Nachbar aus der Nachbarschaftswache brachte mich dann noch bis zu einem Taxi und stellte sicher, dass ich wirklich sicher abreisen konnte - die Leute haben wirklich darauf geachtet, dass niemandem aus ihrer Nachbarschaft etwas passierte, ich konnte mich trotz marodierender Mubarak-Fans auch nachts absolut sicher fühlen.
Von der Botschaft fuhr ein Konvoi von vier Bussen zum Flughafen - völlig problemlos, auch wenn die Panzer, die überall stationiert waren, schon ein wenig befremdlich waren.


Panzer in Kairo


Problemlos kamen wir in den FLughafen hinein - um dort ewig zu warten, erst 1,5 Std im Eingangsbereich, dann vor dem Lufthansaschalter für ewige Zeiten, irgendwann wurden unsere Pässe eingesammelt, anhand der Pässe die Tickets ausgestellt und dann wieder mit einem Ticket versehen verteilt - wie viel wir dafür zahlen müssen, wissen wir nicht, das Auswärtige Amt übernimmt erst einmal die Kosten, die wir dann später erstatten müssen, eines Tages wird dann eine Rechnung kommen, wahrscheinlich wird es teuer werden, aber schauen wir mal.

gegen 18.00 Uhr ging es dann wirklich los, ich saß im Flugzeug nach Frankfurt, kam da irgendwann zu spät für einen Zug Richtung Hessisch Sibirien an, wohnte bei Bekannten und fuhr dann gestern Morgen weiter.
Jetzt bin ich bei meiner kleinen Schwester im tiefsten Hessisch Sibirien, es liegt Schnee vor der Tür, ich war gestern wie gelähmt und fange langsam an, meinen Kram organisiert zu bekommen.
Was jetzt kommt, weiß niemand, wie lange es dauern wird, was in Kairo passiert, was mit der Schule geschieht, was mit uns passiert, ... lassen wir uns überraschen.

Bei Flickr gibts übrigens ncoh ein paar weitere Bilder


https://www.flickr.com/photos/erik-n/

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